
So. Nach beinahe neun Monaten Wartezeit war gestern endlich mein lang herbei gesehntes Depeche Mode Konzert. Da niemand dazu bereit war mich zu begleiten bin ich also gegen Sechs da allein hingedackelt. Beginn war um Acht, also hab ich mir erst mal n sau teures Fanshirt gekauft und mir n Bier geholt. Es war noch recht leer und ich hab mir schon nen Text zusammengesucht damit ich in die Pit kann.
Also erst mal n Bier geholt - natürlich in einem Depeche Mode Becher - und ne Zigarette angezündet, und die anderen Nerds beobachtet. Olympiahalle war komplett ausverkauft, aber ich hab außer nem neunjährigen Jungen niemanden nur halbwegs in meinem Alter gesehen. Alles nur Leute die diese wundervolle Band eben noch aus ihrer Jugend in den 80ern kannten.
So gegen Sieben wollte ich dann runter in die Arena und da gabs dann ne Überraschung. Mein sauteurer Stehplatz war gar nicht für die Arena, sondern für den sogenannten Umgriff. Das ist der Steg ganz oben hinter den Sitzplätzen. Die waren aber zu dem Zeitpunkt schon voll. Fluchenderweise und mit noch nem Bier hab ich mich dann auf die Suche nach nem Platz gemacht. Und - tadaa - den Dummen hilft das Glück. Auf der linken Seite neben der Bühne stand keine alte Sau. Ich mich da also hingebollert und gewartet. Im Laufe der Vorband - The Bravery (alle viel zu enge Hosen und ein Sänger dens die ganze Zeit über seine Schuhbänder aufs Maul gelassen hat) - standen dann noch zwei Päarchen neben mir. Der Platz war eigentlich perfekt - sau guter Blick auf die Bühne, nah an den Lautsprechern und einfach nur endkrass (hihi Till) weil nicht voll.
Um Neun gings also los. Ich hab noch nie so viele Leute so unglaublich laut brüllen hören - was daran liegen könnte das dies eigentlich so erst mein viertes ernstzunehmendes Konzert war. Aber krass, ich habs geliebt.
Neben Sachen vom neuen Album haben sie auch viele alte Sachen gespielt. Dave Gahan hat übrigens in seinem tuntigen schwarzen Anzug ohne Hemd, dafür aber mit Weste, das schwule Herumspassteln auf der Bühne erfunden. Naja, vielleicht nach David Bowie.
Martin Gore hatte einen schwarzen kurzen Lederrock und schwarze Engelsflügel an. Hust hust. Man kann darüber streiten. Aber es hat gut zur wicked Bühnendeko gepasst, die aus schiefen riesigen Bildschirmen und einem abgehackten riesigen Roboterkopf bestand, der so fröhliche Botschaften wie "Pain" und "Suffering" in die Menge projeziert hat. Sehr positiv... oder so. Der dritte - wie immer sein Name ist - sah ganz normal aus und hat eigentlich die meiste Zeit nichts anderes gemacht als die Menge zum Klatschen animiert. Was macht der eigentlich in der Band? Niemand in China weiß das.
Die eine Frau neben mir hat dann im Verlauf von "Enjoy the Silence" angefangen zu heulen, während das andere Päarchen zu dem Zeitpunkt schon sturzbesoffen war und mir von ihren Plänen berichtete, in dieser Nacht noch ein Baby zu zeugen.
Nach zwei Zugaben und über zwei Stunden Programm war dann zu unser aller Bedauern Schluss. Heute ist meine Stimme im Arsch, weil unendlich laut alle Liedtexte mitgegröhlt und für den Drummer gebrüllt, weil der zwei nette Solos (Soli?) hingelegt hat. Fragt mich nicht warum ich genau darauf geachtet hab... dummdidumm.
Hoffentlich sterben die noch nicht so bald an ihrem offensichtlichen Drogenkonsum, weil, alter Mann, die will ich unbedingt nochmal wieder sehen. ICH LIEBE DIE, MANN. Ich weiß, ich weiß, niemand sonst kann sie leiden, aber ich beschwer mich auch nicht über euren Musikgeschmack, Kameraden.
Das wars mit meinem unendlich langen und wahrscheinlich komplett uninteressantem Konzertbericht. Ich zieh mich mit meiner kratzigen leisen Stimme zurück und hör mir jetzt zum vierten Mal heute alle CDs an.